Vereinschronik 

Von den Anfängen bis heute

Der Berg- und Hüttenarbeiterverein St. Barbara Bous e.V. gründet seinen Ursprung auf eine dokumentarischen Schriftwechsel zwischen der Pfarrei Bous und dem Bischöflichen Generalvikariat Trier aus dem Jahr 1852. In einer Niederschrift des Bouser Pfarrers Heinrich Johann Faber wird folgende Korrespondenz dokumentiert:
 

"Stiftung der Segen-Messe am Oster Dienstag für die Bergleute der Pfarrei Bous und Beschaffung eines Fahnens. Am 10. Oktober 1852 stifteten die Bergleute der Pfarrei Bous als Mitglieder, vielleicht auch als Vorstandsmitglieder der damaligen "Bergmannsbruderschaft", durch freiwillige Beiträge ein feierliches Hochamt, mit Aussetzung des Sanctissimi und Orgelbegleitung in die Pfarrkirche zu Bous, und soll dieses Amt am Dienstag nach Ostern jedes Jahr gehalten werden, und erlegten dafür die Summe von fünfundvierzig Thlr...."

 

Die Bouser Bergleute fanden in der "Chronik des Ortes Bous" folgende Erwähnung:

"Im Verlaufe der letzten hundert Jahre haben viele in der Gemeinde Bous ansässige Männer ihren Lebensunterhalt in den Kohlengruben verdient, die in der näheren oder weiteren Umgebung des Ortes liegen."

 

Es handelte sich dabei um die im Gebiete der heutigen Gemeinde Schwalbach betriebenen Gruben: Privatgrube Hostenbach mit 18 Schächten, die in der Zeit von 1805 bis 1917 in die Teufen von 24 bis 338 Meter niedergebracht wurden, die 1894/1895 in Betrieb genommene Grube Viktoria mit ihrem Mathilde-Schacht und die 1925 angelaufene Grube Duhamel (Saarschacht).

Im Rückblick wird deutlich, dass die Bouser Bergmannsbruderschaft von 1852 im Verlauf ihrer Vereinsgeschichte mehrere Namensänderungen erfahren hat. So hat der frühere Ortsvorsteher und spätere Bürgermeister (1946 - 1949) Georg Schmitt mit seinen "Denkwürdigen Erinnerungen" aus dem Jahre 1931 auf eine Neuauflage der bestehenden Bergmannsbruderschaft hingewiesen:

"Unter dem Hochseligen Herrn Pastor Speller (1860 - 1867) wurde der St. Barbara-Verein im Jahre 1866 gegründet. Die damaligen Gründer, alles Bergknappen, hatten sich für ihren gefährlichen Beruf unter den Schutz der hl. Barbara gestellt. Der 1. Vorsitzende war Herr Peter Ochs-Miroll."

 

Das Zeitalter der Industrialisierung brachte auch in der Region um Bous neue Industrieansiedlungen mit sich. Als größte Neugründung kam 1842 die Kristallfabrik von Villeroy-Boch-Karcher & Co. in Wadgassen hinzu. 1858 kam der Anschluss an die Bahnlinie Saarbrücken-Merzig, die Eröffnung der Postanstalt im Jahre 1861 und die Inbetriebnahme der "Pulvermühle" im Jahre 1868.

Vor diesem Hintergrund ist ein weiterer Antrag der Bouser Bergleute aus den Jahren 1872/73 (angenommenes Gründungsjahr) jetzt eine "Bruderschaft von Bergleuten und Glas Arbeitern zu Bous", an die Bischöfliche Verwaltung dokumentiert:

"Die Mitglieder der Bruderschaft von Bergleuten und Glas Arbeitern zu Bous haben zur Stiftung einer ewigen heiligen Messe mit Segen Amt, mit Orgelbegleitung für sich und die Ihrigen, in der hiesigen Pfarrkirche sechzig Thaler gegen Quittung in die Kirchenkasse von Bous deponiert, und soll das Amt den 30. Juni alljährlich gehalten werden. Der Kirchenvorstand ist geneigt zum Nutzen der Kirche diese fromme Stiftung anzunehmen und bittet gehorsamst das Hochwürdige General Vikariat um die hohe Genehmigung."

 

Die grundlegende Verbesserung der Verkehrsverhältnisse durch den Bau der "Saarbrücker Eisenbahn" und die Kanalisierung der Saar von Saargemünd nach Ensdorf zog weitere Industrieansiedlungen in unserer Region nach sich: 1873 die Völklinger Hütte, 1887 die Mannesmann-Röhrenwerke Bous und 1895 die Blechwerke Hostenbach.

Auf diesen weiteren Strukturwandel hat die "Bruderschaft von Bergleuten und Glas Arbeitern zu Bous" im Jahre 1895 erneut, jetzt mit einer Öffnung ihrer Gemeinschaft für die Arbeitnehmer jüngst hinzugekommener Fabrikationsbetriebe reagiert, denn die im gleichen Jahr neu angeschaffte 2. Vereinsfahne trägt jetzt die Aufschrift: "Berg- & Fabrickarbeiter Bous 1895".

Im Februar 1897 wurde der Verein der "Berg- und Fabrickarbeiter Bous 1895" mit Billigung der "Hochwürdigen Bischöflichen Oberbehörde" Mitglied der "Haupt- Congregation der Bruderschaft für Berg- und Hüttenleute unter dem Schutz der hl. Jungfrau und Märtyrerin Barbara" zu Ottweiler. Bis zum Jahre 1961 hieß der Verein nun "St. Barbara-Bruderschaft Bous".

Während des 2. Weltkrieges ruhte die Vereinsarbeit. Sie wurde am 30. Juni 1949 in einer "Wiedergründungsversammlung" neu aufgenommen.

Am 22. Januar 1961 entstand durch Zusammenschluss der seit 1897 bestehenden "St. Barbara-Bruderschaft Bous" und des 1957 gegründeten "Bergmanns- Unterstützungsvereins Bous" der heutige "Berg- und Hüttenarbeiterverein St. Barbara Bous". Durch Eintragung in das Vereinsregister erhielt der Verein 1975 seine Rechtsfähigkeit (e.V.).

Ernst Fery, der seit 1956 die St. Barbara-Bruderschaft-Bous geführt hatte, wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt. Sein Vorgänger, Peter Ochs-Seidel, wurde Ehrenvorsitzender.

Die (Fusions-)Mitgliederversammlung verabschiedete die neue Vereinssatzung, wodurch die bis dahin geltenden Statuten der "Haupt-Congregation" der St. Barbara Bruderschaft Ottweiler außer Kraft gesetzt wurden.

Das Jahr 1965 war geprägt durch überregionale Treffen von Berg- und Hüttenleuten und durch die Gründung ihrer Dachverbände.

Bereits sieben Monate nach der Gründung der "Union Europäischer Berg-, Hütten- und Knappenvereine beging man in Luisenthal vom 25. bis 27.9. den 1. Europäischen Knappentag. Diese Veranstaltung mit Teilnehmern aus 14 Nationen (allein 7.000 Trachtenträger) war das größte Knappentreffen, das bisher auf europäischem Boden stattgefunden hatte.

Im Mittelpunkt des Treffens stand die Einweihung des Ehrenmals für die Opfer des Grubenunglücks vom 7.2.1962.

Die Bouser Berg- und Hüttenleute beteiligten sich an allen Veranstaltungen mit einer Fahnenabordnung. 

Bis zum Jahr 1995 wurden noch weitere 10 Europäische Knappentreffen in verschiedenen europäischen Staaten durchgeführt. Bei den nachstehend aufgeführten Knappentreffen:

1966 in Saarbrücken

1968 in Esch-Alzette / Luxemburg

1970 in Forbach / Lothringen

1972 in Leoben / Österreich

1983 in Forbach / Lothringen

war der Berg- und Hüttenarbeiterverein St. Barbara Bous jeweils durch Fahnenabordnungen vertreten.

 

Am 27. Juni 1994, am Kirmesmontag, fand nach einer Unterbrechung von 19 Jahren, unter Teilnahme von 7 Fahnenabordnungen Bouser Ortsvereine und ca. 250 Mitbürgerinnen und Mitbürger wieder ein gemeinsamer Kirchgang zur Feier des Amtes für die Lebenden und Verstorbenen der Berg- und Hüttenleute statt. 

Danach marschierte ein Festzug hinter dem Verein der Musikfreunde Bous zum Petri-Hof, wo im gut besetzten Saal zum Frühschoppenkonzert aufgespielt wurde.

 

Nachstehende Unternehmungen, Veranstaltungen und Ereignisse verdienen erwähnt zu werden:

Mitgliederreise nach Ungarn in der Zeit vom 15. bis 24. Mai 1995, mit 41 Vereinen allein aus dem Saarland, anlässlich des 11. Europäischen Knappentages in Balatonfüred.

Teilnahme an der großen Bergparade 1995 in Saarbrücken aus Anlass des 16. ordentlichen und gleichzeitig letzten Kongresses der IGBE.

Konzert der Big Band der Bergkapelle am 22.10.1995 im Festsaal des Petri-Hofes. Die Veranstaltung war Bestandteil des Kulturprogrammes 1995 der Gemeinde Bous.

5-tägige Mitgliederreise vom 19. bis 23. Juli 1996 ins Erzgebirge zum 8. Deutschen Bergmannstag in Schneeberg, aus Anlass des 500. Streittages. Bergparade mit 4100 Trachtenträgern aus ganz Deutschland und 5 europäischen Staaten.

Gottesdienst und anschließend Protestkundgebung am 9.3.1997 auf dem Bergwerk Göttelborn vor 5000 Teilnehmern, im Zusammenhang mit der großen Kohle-Demonstration an Ruhr und Saar.

5-tägige Mitgliederreise vom 17. bis 21. September 1998 zum 1. Thüringer Bergmannstag nach Nordhausen. 3000 Trachtenträger aus 100 Vereinen und 12 Musikkapellen nahmen an der Bergparade teil. Besuch in Wernigerode, Weimar, Quedlinburg und Erfurt.

5-tägige Mitgliederreise vom 15. bis 19. Juli 1999 nach Peiting, anlässlich des 10. Bayerischen Bergmanns-, Knappen- und Hüttentages in Peißenberg. Bergparade mit 1500 Trachtenträgern, 56 Vereinen und 14 Musikkapellen. Besuch in Nördlingen, Ettal, Oberammergau und München.

Höhepunkt im Jahresveranstaltungsprogramm 2000 war die Mitgliederreise in "Weihnachtsland Erzgebirge" in der Zeit vom 7. bis 11. Dezember nach Johanngeorgenstadt, mit Besuch der Städte Nürnberg, Freiberg, Schnitzerdorf Seiffen, Dresden und zum Lichtelfest  nach Schneeberg, sowie Kurzbesuch in Dinkelsbühl. 

6-tägige Mitgliederreise vom 19. bis 24. Juni 2002 nach Egg am Faaker See, anlässlich des 12. Europäischen Knappen- und Hüttentages in Arnoldstein, im Dreiländereck Kärnten. 1000 Trachtenträger (darunter 10 Bouser) und zahlreiche Musikkapellen marschierten durch Arnoldstein. Besuch des Domes in Gurk, Burg Hochosterwitz, St. Veit, Pyramidenkogel Maria Wörth, Ferlach mit Tscheppaschlucht.

5-tägige Mitgliederreise vom 2. bis 6. September 2004 zum nach Bad Hersfeld anlässlich des 10. Deutschen Bergmanns-, Hütten- und Knappentages in Heringen, im "Land der Weißen Berge". 3000 Bergleute aus 170 Traditionsvereinen und 19 Kapellen bildeten den Festzug. Besuch in Heringen, Fulda, Eisenach mit Wartburg und Abstecher in die Rhön und zur Wasserkuppe.

5-tägige Mitgliederreise vom 5. bis 9. Juli 2007 nach Amberg, aus Anlass des 11. Deutschen Bergmanns-, Hütten- und Knappentages in Sulzbach-Rosenberg. Über 3000 Bergleute in traditionellen Uniformen aus 140 Vereinen aus dem In- und Ausland marschierten durch die Straßen von Sulzbach-Rosenberg. Besuch der Befreiungshalle Kelheim, Kloster Weltenburg, Regensburg, Passau und Bamberg.

 

Alle Vereinsfahrten wurden vom heutigen Ehrenvorsitzenden Alfred Schon minutiös geplant und hervorragend organisiert. Diese Erlebnisreisen wird man gerne in Erinnerung behalten.

 

Am 16. März 1907 hatten die Gemeinde Bous und besonders die Bouser Bergleute den Verlust von 7 Mitbürgern und Bergmannskameraden zu beklagen, die mit weiteren 15 Bergleuten bei der Einfahrt im "Mathilde-Schacht" durch einen Seilbruch zu Tode gekommen waren. Wer von den Verunglückten der damaligen "St. Barbara Bruderschaft" als Mitglied angehört hatte, konnte nicht mehr ermittelt werden.

Die Bergwerkkatastrophe vom 7. Februar 1962 beim Bergwerk Luisenthal, eine Schlagwetter-Kohlenstaubexplosion, hatte insgesamt 299 Menschenleben gefordert. Unter ihnen 3 junge Mitbürger der Gemeinde Bous.

 

Vereinsvorsitzende:

Soweit bekannt ist, haben neun Vorsitzende dem Verein im Laufe seiner bisherigen Geschichte vorgestanden:

 

1852 - 1865                    unbekannt

 

1866 - 7/1913                Peter Ochs-Miroll

 

8/1913 - 1924                Michel Schmitt-Pink

 

1925 - 1955                    Peter Ochs-Seidel, Ehrenvorsitzender seit 22.1.1961

 

1956 - 19.3.1988         Ernst Fery, Ehrenvorsitzender seit 20.03.1988

 

20.3.1988 - 21.1.1994            Heinz Schröder

 

20.3.1994 - 16.3.2003            Alfred Schon, Ehrenvorsitzender seit 16.03.2003

 

16.3.2003 - 13.11.2006          Ludwig Thiel

 

16.11.2006 - 15.03.2015       Rainer Ladwein

 

15.03.2015 bis heute             Günter Scherer

 

 

Zur Zeit repräsentieren 12 Trachtenträger den Verein in der Öffentlichkeit.

Zum 01. Dezember 2020 zählte der Berg- und Hüttenarbeiterverein "St. Barbara Bous" e.V. insgesamt 210 Mitglieder.

 

02
12
2012

GEORG-AGRICOLA-Plakette

Hohe Auszeichnung für langjährige Vereinsarbeit

Die Ministerpräsidentin des Saarlandes, Annegret Kramp-Karrenbauer, würdigte erstmalig die Verdienste um Pflege und Aufrechterhaltung der berg- und hüttenmännischen Traditionen mit der eigens dafür geschaffenen „Georg-Agricola-Plakette“. 

Der Berg- und Hüttenarbeiterverein „St. Barbara“ Bous e.V. und elf weitere Berg-, Hütten- und Knappenvereine des saarländischen Landesverbandes erhielten die Ehrung aus der Hand der Ministerpräsidentin im Rahmen einer Feierstunde in der Staatskanzlei am 02. Dezember 2012. 

Anlass für die Verleihung dieser Plakette war das diesjährige Ende des Bergbaus im Saarland. In ihrer Rede erinnerte die Ministerpräsidentin an die wechselvolle Geschichte des Bergbaus an der Saar. Die Traditionsvereine bezeichnete sie als „Botschafter“, als „gelebtes Zeichen der Solidarität“ und „Vorläufer der Gewerkschaften“, und verwies auch auf die zukünftige Aufgabe der Vereine, die Erinnerung an den saarländischen Bergbau aufrecht zu erhalten. 

Aus selbigem Anlass wurde am 30. November 2012 die Ausstellung „Das Erbe“ im Redener Zechenhaus feierlich eröffnet. 

An beiden Veranstaltungen war der Berg- und Hüttenarbeiterverein „St. Barbara“ Bous e.V. vertreten durch den 1. Vorsitzenden Rainer Ladwein, den Geschäftsführer Günter Scherer sowie der Fahnenabordnung. An den Feierlichkeiten in der Staatskanzlei nahm auch der Bouser Bürgermeister Stefan Louis teil. 

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